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„Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“

Bertolt Brecht 1928
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Brechts Kriegsfibel im „Linkstreff“

Eine Ausstellung zur „Kriegsfiber' von Bertolt Brecht ist bis Ende Oktober 2007 aus dem Brecht-Weigel-Haus in Buckow in den Strausberger „LinksTreff am Tor" umgezogen.

Das Brecht-Weigel-Haus hatte die Exposition zusammen mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung erstellt und diese zuvor in Seelow der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei der Ausstellungseröffnung Ende August im „Linkstreff' skizzierte die Leiterin des Brecht-Weigel-Hauses, Frau Margret Brademann, nochmals den Werdegang der Kriegsfibel. Vor fast 70 Jahren hatte Brecht begonnen, Fotos von Kriegsschauplätzen zu sammeln. Zu jedem Foto schrieb er einen Vierzeiler als Kommentar. Gemeinsam mit dem Verlag Volk und Welt wollte Brecht bereits 1949 die „Kriegsfibel" heraus bringen. Doch der kulturelle Beirat für Verlagswesen der DDR-Regierung lehnte dies ab. Zwar wurde der gute Wille Brechts, einen Beitrag gegen die imperialistischen Kriegshetzer zu leisten, anerkannt - das Werk selbst wurde aber als zuwenig profiliert in Bild und Text gewertet, die Haltung Brechts galt als zu allgemein-pazifistisch.
Brecht gab aber nicht auf und nahm zum Weltfriedenstag 1954 einen neuen Anlauf. Er schloss einen Vertrag mit dem „Eulenspiegel"-Verlag über die Veröffentlichung, stellte 71 Fotoepigramme neu zusammen und verfasste erklärende Nachbemerkungen zu jedem. Den zuvor strittigsten Vierzeiler (Nr. 53) änderte er im Sinne der DDR Regierung. Dort hatte Brecht zunächst die Landung der Alliierten in der Normandie als den Wendepunkt im II. Weltkrieg bezeichnet. Endlich im November 1955 wurde die Erstaufjage von 10 000 Exemplaren gedruckt.

Gern, so betonte Brademann, hat sie die „Kriegsfiber-Ausstellung als Leihgabe dem „LinksTreff' zur Verfügung gestellt. „Brecht hätte es so gewollt", sagte sie. Zeichnungen und Montagen von Schülern der Brecht-Schule Seelow ergänzen dabei das Brechtsche Werk auf sehr beeindruckende Weise.

Dagmar Enkelmann hob bei der Eröffnung die kämpferische pazifistische Grundeinstellung des Dichters hervor, wie sie sich in der „Kriegsfibel" zeigt. Wie aktuell Brechts Bilder sind, sieht man unter anderem auch an den anstehenden Entscheidungen zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan im Deutschen Bundestag. Es sei, so Enkelmann, eine Ausstellung zum Nachdenken und eine schonungslose Darstellung der Unmenschlichkeit des Krieges. „Es wäre schön, wenn viele Schulklassen diese Ausstellung besuchen würden und den Inhalt in sich aufnehmen könnten", erklärte die Bundestagsabgeordnete.

Erika und Manfred Schulz komplettierten die Vernissage mit einem literarisch-musikalischen Programm. Erneut erwiesen sie sich als Kenner des Brechtschen Gesamtwerkes und präsentierten u.a. Auszüge aus „Schweyk im 2.Weltkrieg" mit dem „Lied vom Weib und Soldaten" (1943).