Diese Website verwendet Cookies.
Zum Hauptinhalt springen

Daniela Trochowski,

Globale Solidarität

Unsere Welt gerät aus den Fugen, was können wir tun?

Liebe Leser*innen,

Solidarität zeigen, Rücksicht nehmen – dies fordern Politiker*innen gebetsmühlenartig angesichts der aktuellen Corona-Pandemie. Zweifellos ist Solidarität im Privaten derzeit essentiell. Als Humanistin ist für mich ein solidarisches Miteinander ohnehin ein Grunddatum. Unser Online-Dossier im April trägt den Titel «Globale Solidarität». Wir möchten mit dem Dossier Räume öffnen für Debatten und Austausch innerhalb der internationalen Linken und Ideen entwickeln, wie wir globale Solidarität im 21. Jahrhundert gestalten können. Ein Schwerpunkt ist die Solidarität in der Corona-Krise und danach.

Fakt ist: Allein durch individualisierte Solidarität sind derart dramatische Situationen in einer Gesellschaft nicht zu lösen. Allein durch Privatheit trifft das Virus eben nicht alle gleichmäßig. Benötigt wird ein solidarisches Gemeinwesen, eine gut ausgebaute und funktionierende öffentliche Infrastruktur, zu der alle Bürger*innen gleichermaßen Zugang haben. Das wird exemplarisch derzeit am Gesundheitssystem deutlich. Dieses hat eine jahrelange «wirtschaftliche Optimierung» hinter sich: Während seit 1991 die Zahl der Krankenhausbetten um rund 150.000 sank und die viel zu wenigen Pflegekräfte nur unzureichend bezahlt werden, stieg der «Erlös» der Krankenhäuser pro Fall in den letzten zehn Jahren von 3.200 auf 3.600 Euro.

Es ist also kein Zufall, dass aufgrund der Corona-Krise der Zusammenbruch des Gesundheitswesens befürchtet wird, den Länder wie Italien und Spanien – mit zum Beispiel einem Drittel an Krankenhausbetten im Vergleich zu Deutschland – schon erleben. Länder übrigens, deren öffentliche Infrastruktur auch durch die von Deutschland forcierte europäische Austeritätspolitik auf nahezu Null geschrumpft wurde. Unsere Kolleg*innen aus den Auslandsbüros berichten zur aktuellen Lage vor Ort.

Überall wird deutlich, wie unmittelbar der Zustand eines Gemeinwesens auch mit seiner demokratischen Verfasstheit verknüpft ist. Aus Angst vor dem Zusammenbruch eines krank geschrumpften Gesundheitswesens werden – allseits akzeptiert – elementare Grundrechte wie Versammlungs- und Bewegungsfreiheit beschnitten, Grenzen geschlossen. Darüber wird zu reden sein. Nicht erst nach der Pandemie!

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung folgt den angeordneten Maßnahmen auf Bundes- und Länderebene und hat vorerst bis zum 19. April 2020 ihre geplanten öffentlichen Veranstaltungen abgesagt. Wir möchten damit sowohl unsere Gäste und Mitarbeiter*innen schützen, als auch einen Beitrag dazu leisten, die Ausweitung des Corona-Virus einzudämmen. In unserem Veranstaltungskalender können Sie sich ständig über den aktuellen Stand der Dinge informieren.

Unsere politische Bildungsarbeit und unsere Debatte zu gesellschaftlichen Alternativen gehen weiter. Wir forcieren digitale Formate wie Web-Seminare und Podcast, um Ihnen unsere Positionen und Angebote auch weiterhin zugänglich zu machen. Unser monatlicher Newsletter gibt Ihnen wie gewohnt einen kleinen Ausblick.
 

Ihre Daniela Trochowski,
Geschäftsführerin der Ros-Luxemburg-Stiftung