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Renate Adolph

Wie junge Leute für Gedenkort Seelower Höhen interessieren?

Foto: A. Fortunato

Wie kann Erinnerung an Krieg vor allem junge Menschen erreichen? Was kann ein Gedenkort für gefallene sowjetische Soldaten zum Ende des Zweiten Weltkrieges für eine ausgewogene, nicht ideologisch verbrämte Erinnerungskultur leisten? Wie kann die Gedenkstätte Seelower Höhen zur Versöhnung und Begegnung von einst kriegerisch gegenüberstehenden Völkern beitragen? Mit diesen Fragen eröffnete die Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Dr. Dagmar Enkelmann, die hochkarätige Diskussion zur Zukunft der Erinnerung, zu der ihre Stiftung, die Modrow-Stiftung und der Verein „alternativen denken“ am 1. September nach Seelow eingeladen hatten.

Beim Gewinnen junger Leute für den historischen Ort dürfe nicht der Soldatenalltag verharmlost werden, unterstrich Dr. Elke Scherstjanoi vom Institut für Zeitgeschichte München. Auch sei für Abenteuer- oder sportliche Angebote hier nicht der richtige Platz. Damit traf die Wissenschaftlerin den Nerv vieler der rund 50 interessierten Teilnehmer.

Uwe Salzwedel, Vorsitzender der Linksfraktion im Kreistag Märkisch-Oderland, legte den Fokus auf das Wort Gedenkstätte als Ort des Gedenkens, der eben keine Erlebnisstätte sei. Seit längerem würden im Kreistag Projekte an diesem Gedenkort aus dem einstigen Soldatenalltag kritisch hinterfragt.

Mit dem Ansatz „Gedenkstätte ist auch Denkstätte“ folgte dem auch der Historiker Dr. Rolf Barthel aus Strausberg. Verbrechen, Ursachen und Ziele des Zweiten Weltkrieges müssten hier wachgehalten werden.

Hans Modrow, Ehrenvorsitzender der LINKEN, machte in der lebhaften Debatte auf die Gefahren des Rechtsradikalismus in der Bundesrepublik aufmerksam. Sie verdeutlichten, wie wichtig Aufklärung auch mit Hilfe von Gedenkkultur sei. Wichtig sei zudem, endlich eine gesamtdeutsche Aufarbeitung der Geschichte.

Einen Vorschlag von Lutz Preiß, der am Deutsch-Russischen Museum Karlshorst arbeitet, für einen Wettbewerb, bei dem sich Jugendliche mit digitalen Projekten der Thematik widmen können, will der Landrat von Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt, gern aufgreifen. Schmidt befürwortete außerdem, zusammen mit Menschen aus den östlichen Nachbarländern zum gegenseitigen Verständnis beizutragen und ihnen eine Stätte des Gedenkens zu geben.

Der Militärdekan bei der Bundeswehr, Otto Adernat, bemängelte große geschichtliche Bildungsdefizite der jungen Generation. Man müsse sie dort abholen, wo sie sich hauptsächlich aufhielten: im digitalen Bereich.

„Menschliche Kontaktarbeit ist ebenso notwendig, damit Deutsche und Russen nicht wieder aufeinander schießen“, sagte er.

Renate Adolph