Diese Website verwendet Cookies.
Zum Hauptinhalt springen

W. Niebsch

Willkommen in Hoppegarten

Interview mit der Sozialpädagogin Verena Lange

Der Internationale Bund hatte bereits im Januar ins Haus der Generationen eingeladen. Bürger und Bürgerinnen aus Hoppegarten und Umgebung verständigten sich darüber, wie man möglichst viele Kontakte zwischen den Flüchtlingen und den Einwohnern organisieren kann. Alle waren sich darüber einig, dass bestehende Vorurteile so am besten abgebaut werden können.

Frau Lange, Sie sind Sozialpädagogin in dieser Gemeinschaftsunterkunft. Mit welchen Problemen wenden sich die Bewohner an Sie?

Viele der 240 Flüchtlinge sind nach ihrer langen, sehr oft dramatischen Flucht, ihren Aufenthalten in den verschiedensten Unterkünften und nicht zuletzt durch das, was sie in ihren Heimatländern durchgemacht haben, erschöpft. Viele brauchen ärztliche Hilfe. Es war meine dringlichste Aufgabe, Arztkontakte zu vermitteln. Dankenswerter Weise waren Herr Dr. Demming, Frau Nothroff und Frau Bürger aus dem Gesundheitszentrum Hoppegarten bereit, sich hier einzubringen. Auch die zahnärztliche Betreuung durch Frau Stecker und Frau Dr. Schmidt ist mittlerweile gesichert.

Dann galt es, den Schulunterricht und die Betreuung in der Kita für die eingetroffenen Kinder zu ermöglichen. Mit Hilfe der Gemeinde Hoppegarten und dank des Entgegenkommens der Direktorin der Lenné-Schule, Frau Schmidt, der Kita-Leiterin, Frau Dietrich, konnte auch das gesichert werden. Drei Kinder konnten noch nicht eingeschult werden, da sie Analphabeten sind. Sie (und auch ihre Eltern) werden von ehrenamtlichen Bürgern betreut.

Eine weitere Aufgabe ist, beim Ausfüllen von Anträgen zu helfen, Aufenthaltsfragen zu klären und Kontakte zu vermitteln.

Welche Art Kontakte zwischen den Heimbewohnern und der Bevölkerung gibt es?

Es ist wichtig, dass die Asylbewerber die deutsche Sprache erlernen. Es gibt eine große Bereitschaft und ein tolles Engagement, vor allem von ehemaligen Lehrern, hier zu helfen. Rund 60 Teilnehmer erlernen hier in ungezwungener Weise erste deutsche Alltagsvokabeln. Der Unterricht findet im Haus der Generationen statt. Aus dem Einsteingymnasium in Neuenhagen haben Schüler ihre Unterstützung angeboten. Der ansässige Fußballverein Blau-Weiß organisierte Ende Februar ein gemeinsames Fußballspiel, das großen Anklang fand. Viele Heimbewohner kommen zum wöchentlichen Fußballtraining. Ferner werden Laufgruppen und Filmabende angeboten und für Ende März ist ein Frauentreffen geplant. Im Februar gab es bereits ein solches Willkommenstreffen mit syrischen Flüchtlingen, das allen viel Freude bereitete. Bürgerinnen aus Hoppegarten hatten Kuchen gebacken und bei Tee aus dem Samowar gab es herzliche Gespräche auf  Englisch und Russisch. Stolz präsentierten die Syrer auch ihre ersten Deutschkenntnisse. Die Jugendwerkstatt lud die ausländischen Jugendlichen zum gemeinsamen Pizzabacken ein.

Übrigens: Alles, was den Hoppegartenern Bürgern angeboten wird, kann auch von den Asylsuchenden wahrgenommen werden. Noch zu erwähnen: Frau Seidenberg-Linsner aus Petershagen kümmert sich um aus Eritrea geflüchteten Christen. Sie hatte sie schon als Gäste in ihrer Gemeinde.

Welche Unterstützung wäre noch wünschenswert?

Durch die enorme Spendenbereitschaft der Bevölkerung Hoppegartens und der anliegenden Gemeinden konnten Engpässe in der Versorgung mit Textilien, Kosmetika und Lehrmitteln für den Deutschunterricht überwunden werden. Gebraucht werden noch Sportschuhe in allen Größen, auch für Kinder. Ich würde mich freuen, wenn weiterhin so gut geholfen wird und hoffe darauf, dass immer mehr Bürgerinnen und Bürger Hoppegartens den Kontakt zu den Flüchtlingen als normalen Alltag akzeptieren.

Auf der Versammlung, auf der die Bürger über die Ankunft der Asylbewerber in Kenntnis gesetzt wurden, äußerten viele Ängste vor wachsender Kriminalität und anderen Unannehmlichkeiten, die von den Ankommenden ausgehen würden. Was ist davon eingetroffen?

Nichts - und das ist auch keine Überraschung. Es stimmt überein mit den Erfahrungen, die wir aus den anderen Standorten in MOL kennen. Wir arbeiten gut mit der Polizei sowie den Securitymitarbeitern zusammen. Letztere sprechen oft die Sprache unserer Asylbewerber und stehen uns manchmal auch als Dolmetscher zur Seite.

Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team viel Erfolg bei Ihrer nicht leichten Arbeit!