Eiszeit. Eisenzeit - Lesung mit Gabriele Krone-Schmalz
Mehrere Hundert Besucherinnen und Besucher strömen Ende April In das Kulturhaus Rüdersdorf, um von der Russlandkennerin Gabriele Krone-Schmalz kompetent Antwort auf ihre Fragen zum Ukraine-Krieg zu erhalten. Schließlich weiß die studierte Expertin für Osteuropäische Geschichte, Politische Wissenschaften und Slawistik sowie langjährige Korrespondentin der ARD in Moskau, wovon sie spricht. Ruhig und sachlich liest die vormalige Professorin für TV und Journalistik an der Hochschule Iserlohn und Mitglied des Lenkungsausschusses des Petersburger Dialoges sowie des Deutsch-Russischen Forums aus ihren aktuellen Texten und beantwortet Fragen des Publikums. Dabei moderiert die einstige Leiterin des Moskauer Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Kerstin Kaiser, die Diskussionsveranstaltung, zu der die Gemeinde Rüdersdorf, der Verein „alternativen denken Strausberg“ und das „komunalpolitische forum“ Brandenburg eingeladen haben.
Krone-Schmalz spricht von eisigen Zeiten und eisernen Zeiten, von Krieg und Vorkrieg sowie verstellten Wegen zu Frieden und Solidarität, von Kriegsmüdigkeit und -fähigkeit. Sie erinnert an den Krieg in der Ostukraine um mehr Autonomie von 2014 bis 2022 mit 14.000 getöteten Zivilisten, an diverse NATO-Manöver, an 12 Geheimdienstbasen der USA an der Grenze zu Russland sowie an die gekündigten Abrüstungsverträge durch die USA mit jeweils großem Bedrohungspotential für Russland.
Bei den Waffenstillstandverhandlungen am 22. März 2022 in Istanbul nach dem Kriegsbeginn hatte Wolodymyr Selenskyj eingewilligt, auf eine Mitgliedschaft in der NATO zu verzichten und Neutralität zu wahren, wenn Russland seine Truppen aus der Ukraine zurückziehe. Aber nach dem NATO-Gipfel in Brüssel vom 24. März 2022, auf dem dem ukrainischen Präsidenten militärische Unterstützung zugesagt wurde, sowie nach dem Besuch des damaligen Britischen Premierministers, Boris Johnson, am 9. April 2022 in Kiew, wollte Selenskyj nichts mehr von den unterschriftsreifen Vereinbarungen mit Russland wissen. Die druckfertigen Absprachen seien an der westlichen Staatengemeinschaft gescheitert, um Russland militärisch und wirtschaftlich zu schwächen, konstatiert Gabriele Krone-Schmalz. Johnson habe bei seinem Blitzbesuch unterstrichen, dass ein Kriegsende nicht im westlichen Interesse liege.
Diplomatische Verhandlungen für Ende des Krieges notwendig
Statt des Stellvertreterkrieges und der Lieferungen von Kriegsgerät des Westens müsse es aber wieder Verhandlungen und diplomatische Vereinbarungen für einen Frieden geben, fordert die Expertin. Es gäbe unzählige Tote und Verwundete sowie unsagbares Leid. Auf allen Seiten steige Kriegsmüdigkeit. An die Ukraine gelieferte Waffen tauchten auf dem Schwarzmarkt des Landes auf. Dort herrsche eine uferlose Korruption. Einzige nicht Verliererseite seien die USA mit Lieferungen von Fracking-Gas u. a. an Deutschland und mit steigenden Rüstungsprofiten, so die Journalistin. Zudem wurde eine engere Zusammenarbeit der EU mit Russland verhindert. Deutschland schadeten die Sanktionen mehr als Russland. Die Energiepreise stiegen. In Deutschland werde mehr in Rüstung investiert als in Bildung. Mehrere Zehntausend ukrainische Soldaten würden hier ausgebildet. Damit werde das im Grundgesetz verankerte Friedensgebot verletzt, führt Krone-Schmalz weiter aus.
Kerstin Kaiser verweist darauf, dass das Kommando Heer von Strausberg aus, seine Einsatzbereitschaft verkündete, wenn es gefordert sei. Das Kommando baue die Panzerbrigade in Litauen mit auf und erhalte u. a. 39 Milliarden Euro für Panzer (Stück: 15 Millionen), für Ausrüstung und Digitalisierung. Wer aber der Ukraine helfen wolle, müsse für ein Ende des Krieges sein.
Renate Adolph