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Foto: R. Adolph

Renate Adolph

Gedenken an alle Opfer rechter Gewalt

Dokumentation mit Stimmen von Überlebenden in Halle

Mit der Buchdokumentation "Hab keine Angst, erzähl alles!“ möchte Esther Dischereit Opfern rechter Gewalt seltene Aufmerksamkeit verschaffen. Das hebt die Autorin bei der beeindruckenden Lesung im Vorfeld des Friedensfestes am 6. September im Strausberger Jugendzentrum Horte hervor. Mit der Veröffentlichung von Schmerz und Zorn der Überlebenden der Mordanschläge in Halle am 9. Oktober 2019 sei es ihr auch um die Perspektiven von Opfern rechtsextremer Anschläge wie in Mölln, Solingen und Hanau gegangen. In Halle hatte ein Rechtsextremist versucht, in eine Synagoge einzudringen und die Betenden zu töten. Als ihm das nicht gelang, erschoss er die Passantin Jana L. und im benachbarten „Kiez-Döner“ Kevin S. Während des Prozesses gegen den Attentäter haben Betroffene und ihre Anwälte auch Fragen nach Solidarität in unserer Gesellschaft gestellt, berichtet Esther Dischereit.

Jede Minute werde in Deutschland rechte Gewalt ausgeübt. Viele Taten würden gar nicht angezeigt. Die Dokumentaristin verortet in der Politik ein Problem im Umgang mit Rassismus und Rechtsradikalismus. So sei die Polizei mit den Besuchern der Synagoge in Halle, die den Anschlag knapp überlebt hatten, rüde und anteilslos umgegangen. Auch seien die Ermittlungen nicht gründlich vorgenommen worden.

Moderatorin Ursula Böttcher von der LINKEN erinnert daran, dass Estha Dischereit von 2012 bis 2013 Beobachterin des NSU-Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestags war und hier von Verdunkelungsmechanismen der Behörden erfahren habe.

Ismet Tekin, Nebenkläger im Prozess gegen den Attentäter in Halle, gehört zu den Betroffenen des Anschlages, bei dem auch sein Bruder ermordet wurde. Er hat mit seinem Bericht zu der Dokumentation beigetragen und unterstreicht bei der Lesung, dass es sich bei den meisten rechtsradikalen Anschlägen nicht um Einzeltäter handele. Oft würden Behörden wegschauen. Er setze sich zusammen mit anderen Überlebenden rechter Übergriffe bundesweit dafür ein, dass die Taten nicht vergessen werden.