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J. Schlenker

Generation ´89 – eine Filmbesprechung

Anfang November stellte die Regisseurin Anke Ertner im Gemeindesaal Hoppegarten ihren mittlerweile mehrfach prämierten und auch international erfolgreichen Dokumentarfilm „Generation ´89 – Erwachsenwerden im Wendejahr“ vor. „Wir wollten zeigen, wie ganz normale Leute die Wende erlebt haben“, sagte die Filmemacherin, die aus unserer Region kommt. In der Tat dokumentierte der Film keine bösen Stasi-, Verfolgungs- oder spektakulären Flucht-Geschichten, sondern Erinnerungen und Erzählungen von sechs ganz unterschiedlichen Jugendlichen, die zur Wendezeit zwischen 14 und 18 Jahre alt waren. Die Protagonisten, heute um die 40 Jahre alt, erzählten ihre persönlichen Mauerfall- und Wende-Geschichten. Von jenen, die teilweise bis heute noch etwas betrübt sind, dass ihre Heimat nicht mehr existiert und sich frag(t)en, wie sich einfach alles bisher Bekannte nahezu in Luft auflösen konnte, bis hin zu jenen, welche die Ereignisse von Beginn an als Chance sahen. Die verschiedenen Wahrnehmungen wurden mit privaten Bildmaterialien sehr gut in Szene gesetzt und sorgten, anders als beispielsweise beim Publikum im Ausland, für einige Lacher im Saal.  

Nicht mehr losgelassen hat mich die Aussage eines Interviewten, der am Tag nach dem Mauerfall in die Schule kam und viele seiner Mitschüler sowie der Lehrer nicht anwesend waren. Er fühlte sich, als wäre die Anarchie ausgebrochen. Der Ansatz der anwesenden Schüler sich daraufhin als freiwillige Helfer im Krankenhaus zu melden, weil sie fürchteten, es würde niemand mehr arbeiten, hat mich sehr beeindruckt.

In der anschließenden Diskussion kristallisierte sich heraus, dass das Publikum die unabhängige Produktion, selbstfinanziert durch die am Film beteiligte Crew, sehr schätzte und Interesse an weiteren, solchen ehrlichen Filmen hat. Gleich kamen einige Ideen wie ein Film über die Eindrücke, Hoffnungen und Ängste der damaligen Elterngeneration oder über in der DDR getroffene persönliche (Fehl)-Entscheidungen. Anke Ertner ermunterte, sie würde sich stets über Vorschläge und Unterstützung freuen. Kontakt zu ihr könne man über die Facebook-Seite zum Film aufnehmen.

Ich würde mich über weitere Dokumentarfilme von Anke Ertner und ihrem Team freuen, da der Film auf mich – im Gegensatz zu vielen anderen Dokumentationen über diese Zeit – sehr ehrlich wirkte. Vielleicht auch, weil ich aus meinem eigenen Umfeld ähnlich unterschiedliche Geschichten und Wahrnehmungen kenne. Vielen Dank an die Filmcrew und auch an die Gruppe MachArt aus Hönow sowie die Gemeinde Hoppegarten, die uns die Chance gaben, diesen Film unentgeltlich zu schauen und darüber zu diskutieren.