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Roya Toulany

Mahnwache zum Gedenken an Phan Văn Toản in Fredersdorf

Am 31. Januar 1997 wurde der damals 42-jährige Phan Văn Toản am S-Bahnhof Fredersdorf von zwei Neonazis brutal zusammengeschlagen. Die Täter waren zwei Fredersdorfer, die ihre Zeit häufig am S-Bahnhof verbrachten. Einer der beiden schlug Phan Văn Toản ins Gesicht. Der andere hob den schlanken Mann hoch und schlug seinen Kopf mehrmals auf den Steinboden. Phan Văn Toảns Freundin musste den Angriff auf ihren Partner mit ansehen. Sie konnte ihn nicht retten, sondern nur noch einen Krankenwagen verständigen. Nachdem Phan in der Notaufnahme um sein Leben kämpfte, wurde er querschnittsgelähmt in eine Rehabilitationsklinik verlegt. Drei Monate nach dem Angriff verstarb er an akutem Herzversagen infolge des Angriffs. Phan Văn Toản hinterließ Freund*innen und Familie in Deutschland und Vietnam.
Geschichten wie diese sind im Deutschland der 1990er Jahre und auch heutzutage keine Seltenheit. Allein in Brandenburg wurden seit 1990 mindestens 22 Menschen durch rechte Gewalt getötet. Bei weiteren sechs ist ein rechtes Motiv wahrscheinlich, aber nicht erwiesen.
Diese Menschen, diese Schicksale nicht hinter Zahlen verschwinden zu lassen ist das Motiv zahlreicher Initiativen, die dezentral das Gedenken an die Todesopfer rechter Gewalt wachhalten. So nun auch in Fredersdorf: Am 31. Januar organisierte ein Bündnis aus VVN-BdA und der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt (BOrG) eine – coronabedingt kleine – Mahnwache in Gedenken an Phan Văn Toản am S-Bahnhof Fredersdorf. In ihrem Aufruf forderten sie: „Wir wollen, dass am S-Bahnhof Fredersdorf eine Gedenktafel dauerhaft an Phan Văn Toản erinnert und alle mahnt, bei rassistischen Handlungen nicht wegzuschauen, sondern aktiv einzugreifen“.

Auch viele Anwohnende aus Fredersdorf und Umgebung, Vertreter der LINKEN und der SPD sowie der Opferperspektive Brandenburg beteiligten sich an der Mahnwache. Einige hatten im Vorfeld Blumen, Kerzen und Transparente zum Tatort gebracht und so zumindest vorübergehend einen würdigen Gedenkort gestaltet.

Leider wurde am Abend noch einmal deutlich, warum antifaschistische Arbeit und Gedenken auch heute noch sehr wichtig ist: Nur wenige Stunden nach der Mahnwache verwüsteten Neonazis den Gedenkort, entwendeten das Transparent und brüsteten sich damit in den sozialen Medien. Diesen menschenverachtenden Ideologien entgegenzutreten bleibt also auch in Zukunft wichtig.

Roya Toulany